Eine Schule steht Kopf

Eine Schule steht Kopf

Wie jeden Morgen strömen Schüler aus allen Richtungen in die Schule.
Bunt durchgemischt. Aber heute ist etwas anders. Der hibbelige Haufen scheint heute noch aufgeregter, noch nervöser und irgendwie noch energiegeladener als sonst. Eine Gruppe von Schüler, Unternehmern zum Verwechseln ähnlich gekleidet, hat sich unter die Massen gemischt.  Sakko, Krawatte und Stöckelschuhe. Von überall her hört man reden, deutsch, englisch, französisch, slowenisch. Am Eingang hängen Pranger mit dem Schlagwort YPAC.  Das Jugendparlament der Alpen Konvention ist in Meran eingetroffen und wird für einige Tage den Alltag von vielen Schülern, Lehrern und Politikern dominieren. 80 Schüler aus der Alpenregion von Italien über Deutschland, Österreich, der Schweiz bis hin nach Frankreich, Lichtenstein und Slowenien, so weit von einander entfernt, aber alle wollen eins: in der Klimapolitik mitsprechen und mit ihren Vorschlägen den Politikern einen Perspektivenwechsel bieten.

Ein hungriges Wolfsrudel

Was für Außenstehende wie eine Schar verwirrter Schafe scheint, ist bei näherem Besehen ein koordiniertes Wolfsrudel. Und dieses Wolfsrudel ist hungrig. Die Beute des Wolfsrudels ist der Klimawandel. Gierig wird sich die Meute auf die Klimaproblematik stürzen, das Thema zerstückeln und bis ins Kleinste bearbeiten. Die Wölfe erwartet eine anstrengende Jagd, Meeting, Interviews, Präsentationen, Termine mit Politikern, Expertenvorträge und nochmals Meetings. Die Jugendlichen bringen ihre Ideen zum Klima ein, und sie werden vielleicht schon bald etwas verändern. Sei es auch nur in der Denkweise vieler Schüler über Aktualität und Zukunft. Die Meute ist in mehrere Teams aufgeteilt, jedes für eine andere Sparte zuständig, aber dennoch untrennbar verbunden.

Der taffe Terminkalender

Starten wir bei den Delegates. Sie wenden sich dem Gordischen Knoten vom Klimawandel zu. Das Organisationsteam koordiniert den bunt gemischten Haufen, und von der Presse, die über das Event laufend berichtet, ganz zu schweigen. Heute scheinen alle noch etwas verwirrt. Der Sprung ins kalte Wasser ist bereits vollzogen, nun ist es daran zu schwimmen und zwar gegen den Strom der Klimaschänder.
Der Terminkalender der Schüler ist taff durchgeplant. Um acht Uhr früh startet der Tag mit einer Willkommenszeremonie in der Fos-Aula, darauf folgen Präsentationen von den letztjährigen Ergebnissen und die ersten Komitee-Meetings. Doch wer jetzt glaubt, dass das Presseteam oder das Organisationskomitee gemütlich daumendrehend den siebten Morgenkaffee mit Croissant schlürfen könne, der irrt.  Die Reporter recherchieren bereits am ersten Tag fleißig über ihre künftigen Interviewpartner, formulieren spannende Fragen und befragen schon früh um acht die Umweltstadträtin von Meran, Madeleine Rohrer. Es folgen Interviews mit dem Rai Südtirol, und Hilfe! es ist schon 12 Uhr. Die ersten Texte müssen hieb- und stichfest in die Zeitungsredaktionen.

Kinderarbeit jetzt auch in Südtirol?

Wir sind schon nach Mittag. Meine Finger schmerzen vom Tastaturstreicheln, mein Kopf raucht, mein Magen knurrt, gottseidank gibt’s gleich ein leckeres Verwöhnungsmenü in der Landeshotelfachschule Kaiserhof neben an. Danach geht’s gleich wieder zum Debattieren, zum Schreiben, zum Organisieren. Den Auftakttag beschließen wir, gemütlich und endlich entspannt, mit der offiziellen Eröffnungsfeier im Kurhaus von Meran. Den Ansprachen folgt ein prächtiges Buffet, und schon morgens um 8 sitzen wir alle wieder hier und schreiben, diskutieren, organisieren. Und da behaupte einer, Kinderarbeit gebe es bei uns nicht;)
Scherz: Wir sind alle freiwillig hier, und uns allen ist es Ehrensache, miteinander etwas für unsere Kindeskinder zu bewegen. Außerdem, was wir hier in vier Tagen erleben, wird uns immer in Erinnerung bleiben, und wir werden noch stolz unseren Kindern und Enkeln erzählen, was wir schon damals für unseren Planeten getan haben.

Sophie Gander, 3. Klasse der Biotechnologischen Fachrichtung der Fos Meran